E‑Mail-Marketing gehört zu den effektivsten Formen des digitalen Marketing. In der Praxis gilt es jedoch einige Herausforderungen zu meistern, damit die Kampagnen den gewünschten Erfolg erzielen.
Wichtige Tipps für das operative E‑Mail-Marketing findet Ihr in dieser Checkliste – von der Adressgewinnung über die technische Infrastruktur bis hin zur Erfolgskontrolle.
Adressgewinnung
- Einverständnis einholen
Verschickt Newsletter und Mailings nur an Empfänger, die hierfür ihr eindeutiges Einverständnis (Opt-In) erteilt haben. Die rechtlich sicherste Variante ist das sogenannte „Double Opt-In“-Verfahren: Unmittelbar nach der Anmeldung wird dem Abonnenten eine E‑Mail geschickt. Erst nach dem Klick auf einen Bestätigungslink in dieser E‑Mail ist das Abo aktiviert. Somit wird verifiziert, dass sich der Besitzer der E‑Mail-Adresse tatsächlich für den Newsletter angemeldet hat. - Einfacher und verständlicher Anmeldeprozess
Achtet darauf, den Anmeldevorgang so einfach wie möglich zu gestalten. Bei Verwendung des Double Opt-In-Prinzips solltet Ihr deutlich machen, dass das Abonnement erst nach der Aktivierung aktiv wird. Platziert hierfür einen eindeutigen Hinweis auf der Bestätigungsseite: „Bitte bestätigen Sie Ihre Anmeldung mit einem Klick auf den Link in der E‑Mail, die wir Ihnen gerade geschickt haben. Andernfalls erhalten Sie keinen Newsletter.“ - Hinweis auf das Widerspruchsrecht
Weist im Anmeldeformular darauf hin, dass sich die Empfänger:innen jederzeit wieder abmelden kaönnen und die Daten nicht an Dritte weitergegeben werden. Setzt auch einen Link zu Eurer Datenschutzrichtlinie, um Vertrauen aufzubauen. - Nutzen kommunizieren
Kommuniziet den Nutzen für die Interessenten: Warum sollte er oder sie sich für den Newsletter anmelden? Profitieren Eure Abonnenten beispielsweise in Form von exklusiven Angeboten, Gutscheinen, wertvollen Fachinformationen oder Gewinnspielaktionen? Stellt die Vorteile des Newsletters deutlich heraus, beispielsweise in Form von Aufzählungspunkten. - Reduziertes Anmeldeformular
Werden im Anmeldeformular nur die wichtigsten Informationen abgefragt? Anfangs sollte lediglich die E‑Mail-Adresse und bei Bedarf der Name abgefragt werden. Weitere Daten lassen sich zu einem späteren Zeitpunkt, beispielsweise auf der Bestätigungsseite, erheben. In jedem Fall muss auch ein anonymer Bezug des Newsletters möglich sein, d.h. lediglich das Formularfeld für die E‑Mail-Adresse darf ein Pflichtfeld sein.
Adressmanagement
- Abmeldelink integrieren
Befindet sich in jeder verschickten E‑Mail ein Abmeldelink? Aus rechtlichen Gründen muss in jeder Marketing-E-Mail auf die Abmeldemöglichkeit hingewiesen werden. - Einfache Abmeldung ermöglichen
Können sich die Abonnenten unkompliziert aus dem Verteiler austragen? Für den Empfänger ist es am einfachsten, wenn er seine E‑Mail-Adresse mit einem Klick auf einen Link aus dem Verteiler löschen kann („One-Click Unsubscribe“). - Rückläufer aussortieren
Werden nicht mehr erreichbare E‑Mail-Adressen (sogenannte „Bounces“) automatisch aus dem Verteiler gelöscht? Ein mehrfacher Versand an inaktive Adressen kann dazu führen, dass künftige E‑Mail-Kampagnen von Spamfiltern blockiert werden. Das sogenannte Bounce-Management ist eine Standardfunktion der gängigen E‑Mail-Marketing-Lösungen. - Unerwünschte Empfänger sperren
Gibt es eine „Blacklist“ zur Sperrung von unerwünschten Empfängern? In diese Sperrliste tragt Ihr Abonnenten ein, die sich über den Empfang der E‑Mails beschwert haben oder aus anderen Gründen nicht mehr angeschrieben werden sollen. - Beschwerden umgehend bearbeiten
Wird auf Beschwerden umgehend reagiert? Abonnenten, die sich über den Erhalt der E‑Mails beschweren, sollten umgehend manuell aus dem Verteiler gelöscht werden – andernfalls drohen juristische Auseinandersetzungen und Zustellungsprobleme.
Absendername und Betreffzeile
- Aussagekräftigen Absendernamen wählen
Der Absender ist – neben der Betreffzeile – der “Türöffner” im E‑Mail Marketing. Viele Nutzer sortieren ihre Mails anhand des Absendernamens und löschen Mails, deren Absender sie nicht kennen. Wählt deshalb einen aussagekräftigen Absendernamen – in den meisten Fällen bietet sich der Unternehmensname, beziehungsweise die Marke an. - Relevante Betreffzeile
Ist das Thema der Betreffzeile für den Empfänger relevant? Verwendet beispielsweise ein aktuelles Ereignis, um Relevanz herzustellen („Nur noch sieben Tage bis zur WM – jetzt neuen Fernseher bestellen“) oder geht auf typische Wünsche, Probleme und Fragestellungen der Zielgruppe ein. Hier finden Ihr vier Ideen für responsestarke Betreffzeilen. - Vorteile kommunizieren
Findet eine klare Vorteilskommunikation in der Betreffzeile statt? Warum sollte der Empfänger die E‑Mail – am besten sofort – öffnen? - Zeichenanzahl berücksichtigen
Achtet auch auf die Zeichenanzahl: Die Betreffzeile sollte möglichst kurz gehalten werden und die wichtigsten Worte sollten am Anfang stehen, da viele E‑Mail-Apps (insbesondere auf mobilen Geräten) längere Betreffzeilen nicht vollständig darstellen. - Typische Spam-Charakteristika vermeiden
Vollständig großgeschriebene Wörter, mehrere Ausrufezeichen oder sehr reißerische Formulierungen in der Betreffzeile können dazu führen, dass die E‑Mail von Spamfiltern aussortiert wird. - Personalisierten Betreff testen
Testet, ob Sie mit einer personalisierten Betreffzeile eine höhere Öffnungsrate erzielen können („Herr Zorn, profitieren Sie von…“).
Design und Inhalt
- Darstellung prüfen
Ist sichergestellt, dass die E‑Mails von den gängigen E‑Mail-Programmen und Webmail-Diensten richtig dargestellt wird? Testen Sie die Darstellung in Outlook, Gmail, Web.de, GMX und Co. oder nutzen Sie die so genannte „Preview Rendering“-Funktion Ihrer E‑Mail Marketing Software, um die einwandfreie Darstellung Ihres Mailings sicherzustellen - „Einfachen“ Code verwenden
Verwendet „einfachen“ HTML-Code, um Darstellungsprobleme zu vermeiden. So solltet Ihr etwa für das Layout Tabellen anstatt Cascading Style Sheets (CSS) verwenden, da CSS von vielen E‑Mail Programmen nur eingeschränkt unterstützt wird. Javascript oder Formulare werden von den meisten E‑Mail-Clients nicht unterstützt. - Das Wichtigste nach oben
Als “Above the Fold” wird der Bereich einer Website oder einer E‑Mail bezeichnet, der unmittelbar, d.h. ohne dass die Nutzer:innen scrollen müssen, sichtbar ist. Platziert wichtige Elemente, wie etwa das Datum der Veranstaltung oder den Link zu Eurem Angebot, möglichst im oberen Bereich der E‑Mail. - Prominente Handlungsaufforderung
Integriert auffallend gestaltete Buttons (“Call-to-Action”-Elemente) in Eire Mailings, um hohe Klickraten zu erzielen. - Auf wenige Schriftarten beschränken
Bei der Gestaltung solltet Ihr Euch auf wenige Schrifttypen und ‑größen beschränken, da die E‑Mail andernfalls unübersichtlich und unseriös wirken kann. - Ausreichende Schriftgröße
Ist die Schriftgröße ausreichend? Kleiner als zehn Punkte sollte der Text nicht gesetzt werden. - Onlineversion anbieten
Ist am Anfang der E‑Mail die Online-Version verlinkt? („Falls diese E‑Mail nicht korrekt dargestellt wird, klicken Sie bitte hier.“). Nach einem Klick auf diesen Link wird die E‑Mail in einem Webbrowser des Empfängers dargestellt. - Bildunterdrückung berücksichtigen
Vor dem Versand solltet Ihr testen, wie Eure E‑Mail ohne Bilder dargestellt wird, da Grafiken in vielen E‑Mail-Programmen erst nach einer Bestätigung des Empfängers nachgeladen werden. Wird die Kernbotschaft der E‑Mail auch ohne Grafiken kommuniziert? Wichtige Inhalte, wie etwa Preisangaben, sollten nach Möglichkeit nicht (ausschließlich) als Grafik, sondern auch als Text eingefügt werden. - Design für Smartphones und Tablets optimieren
Berücksichtigt bei der Gestaltung auch mobile Endgeräte, auf denen E‑Mails immer häufiger gelesen werden. Nutzt ein responsives Design, damit die E‑Mail auch auf Smartphones und Tablet PCs fehlerfrei dargestellt wird. - Klar strukturierte Texte
Sind die Texte in der E‑Mail kurz und prägnant? Ist der Inhalt übersichtlich aufbereitet? Verwendet Überschriften und stellt wichtige Wörter in Fettschrift dar, um sie optisch hervorzuheben. - Eindeutigen Mehrwert anbieten
Enthält die E‑Mail Informationen, die für die Empfänger:innen einen Mehrwert darstellen? Verschickt nicht nur reine Werbung, sondern bietet mit redaktionellen Beiträgen, exklusiven Rabatten, Gutscheinen etc. einen tatsächlichen Mehrwert. - Vollständiges Impressum
Jede Marketing-E-Mail muss ein vollständiges Impressum mit den notwendigen Pflichtangaben enthalten (Name des Unternehmens, Anschrift, E‑Mail-Adresse, Telefonnummer, Angabe des Vertretungsberechtigten, Register und Registernummer, Usmatzsteuer-Identifikationsnummer etc.)
Personalisierung und Individualisierung
- Persönliche Anrede
Werden die Empfänger:innen in der E‑Mail persönlich angesprochen? Der eigene Name ist ein Eyecatcher und lenkt die Aufmerksamkeit des Empfängers auf den Inhalt der Mail. - Alternative Anrede
Gibt es eine alternative Anrede für Empfänger:innen, die ihren Namen nicht angegeben haben? - Individualisierte Mailings
Wird der Inhalt der E‑Mail auf die Interessen der Empfänger:innen abgestimmt? Mit einer Segmentierung (Aufteilung des Verteilers in mehrere kleinere Gruppen) oder Individualisierung (dynamischen Anpassung des Inhalts) lässt sich die Relevanz der Kommunikation erhöhen. Im E‑Commerce wird häufig eine Recommendation Engine eingesetzt, um Produktempfehlungen individuell auszusteuern.
Technische Infrastruktur und Dienstleister
- E‑Mail-Marketing Anbieter sorgfältig evaluieren
Plant ausreichend Zeit für die Evaluierung des E‑Mail-Marketing Service Providers ein und erstellt hierfür einen Anforderungskatalog mit den für Euch relevanten Funktionen. Testet die infrage kommenden Systeme umfassend. Je nach Komplexität könnt Ihr im nächsten Schritt mit einem Proof of Concept arbeiten, um die Durchführbarkeit des Vorhabens zu validieren. Mehr Tipps dazu: E‑Mail-Marketing Software auswählen: 7 wichtige Fragen für die Evaluierung - Datenschutz gewährleisten
Im E‑Mail-Marketing wird mit personenbezogenen Daten gearbeitet. Ist gewährleistet, dass diese Daten auf allen Ebenen entsprechend geschützt werden? Problematisch ist etwa der Einsatz von US-Tools, da die dafür notwendige juristische Grundlage für ungültig erklärt wurde (siehe dazu: “Privacy Shield” gekippt: Können Mailchimp, Hubspot und Co. jetzt noch datenschutzkonform genutzt werden?). - Datensilos vermeiden
Welche weiteren Systeme müssen an die E‑Mail-Marketing-Lösung über Schnittstellen angebunden werden? In der Regel werden Daten aus dem CRM benötigt, etwa um Kunden eine Geburtstagsmail zu schicken. Häufig werden zudem Schnittstellen zu Content-Management-Systemen oder Shopsystemen benötigt. - Prozesse definieren und testen
Im Rahmen des Set Ups müssen sämtliche An- und Abmeldeprozesse, Systemmails und ggfs. weitere automatisierte Mailings (z.B. Welcome Mail, Geburtstagsmail etc.) entwickelt und umfassend getestet werden.
Erfolgskontrolle und Optimierung
- Kennzahlen erheben, analysieren und interpretieren
Wertet den Erfolg Ihrer E‑Mail-Kampagnen aus? Wertvolle Informationen liefern u.a. folgende Daten:- Zustellrate: Die Gesamtmenge der Empfänger abzüglich der Bounces. Bei den Bounces handelt es sich um E‑Mails, welche schon vom empfangenden Server abgelehnt wurden.
- Öffnungsrate: Anteil der Empfänger, die eine E‑Mail geöffnet, beziehungsweise die Grafiken in der Mail heruntergeladen haben.
- Klickrate: Sämtliche Klicks in einer E‑Mail dividiert durch die Anzahl der zugestellten Mails.
- Effektive Klickrate (auch: Click-to-Open Rate): Wieviel Prozent der Empfänger haben die E‑Mail geöffnet und anschließend einen Link in der Mail angeklickt?
- Verteilerwachtungsrate: Zuwachs an neuen Empfängern.
- Abmelderate: Anteil der Empfänger, die den Abmeldelink angeklickt haben.
- Bouncerate: Anteil der Rückläufer / nicht zustellbaren E‑Mails.
- Konversionsrate (Umwandlungsrate): Wie viele der vorab definierten Aktionen wurden nach einem Klick auf einen Link in der Mail auf der Website ausgeführt? Hierbei kann es sich beispielsweise um eine Bestellung oder eine Registrierung zu einem Event handeln.
- Verschiedene Varianten testen
Mittels A/B Testing könnet Ihr vor dem eigentlichen Versand verschiedene Varianten einer E‑Mail-Kampagne testen. Auf diesem Weg lässt sich beispielsweise herausfinden, welche Variante einer Betreffzeile die höchste Öffnungsrate erzielt oder welche Produktabbildung am häufigsten angeklickt wird. - Versandzeitpunkt testen
Der Wochentag und die Uhrzeit kann einen signifikanten Einfluss auf den Kampagnenerfolg haben. Testet unterschiedliche Zeitpunkte, um das für Euch optimale Zeitfenster zu finden. - Verschiedene Anmeldeseiten testen
Testet Ihr bereits verschiedene Varianten der Newsletter-Anmeldeseite? Vielleicht könnt Ihr die Anmelderate verbessern, indem Ihr neuen Abonnenten einen Gutschein für Euren Online-Shop oder für Ihre Dienstleistungen anbieten? - Providerspezifische Kennzahlen erheben
Wird die Öffnungs- und Klickrate pro E‑Mail-Provider ausgewertet? Mit diesen Werten könnt Ihr ermitteln, ob und bei welchen Providern Ihr Mailing gegebenenfalls von Spam-Filtern geblockt wurde. Lässt sich beispielsweise ein deutlicher Einbruch der Öffnungsrate bei GMX feststellen, kann dies auf Zustellungsprobleme bei diesem E‑Mail-Anbieter zurückzuführen sein.