Zum Jahresanfang wird an vielen Orten wieder die Glaskugel befragt: Was sind die wichtigsten E‑Mail Marketing Trends 2015?
Häufig ist die Antwort ein neues Buzzword oder zumindest eine neue Kombination aus bekannten Schlagworten (Big Responsive Engagement Data Personalization in der Cloud, anyone?). Dabei helfen Buzzwords selten dabei, das (E‑Mail-) Marketing strategisch und operativ weiterzuentwickeln. Im Gegenteil: Oft schaffen sie Verunsicherung und tragen dazu bei, dass die völlig falschen Prioritäten gesetzt werden (Hauptsache, Big Data!).
Deshalb folgen nun keine neuen Buzzwords, sondern eine Beschreibung der Themen und Fragestellungen, mit denen wir uns in den letzten Monaten intensiv beschäftigt haben und in diesem Jahr noch intensiver beschäftigen werden.
Trend 1: Integration in das Kampagnenmanagement
Ein kanalübergreifendes Kampagnenmanagement ist das Ziel. Auf dem Weg dorthin müssen jedoch viele Fragen beantwortet werden: Wie können Kennzahlen kanalübergreifend erhoben und interpretiert werden? Wie können sämtliche Maßnahmen zentral gesteuert werden? Wie lassen sich hochgradig individualisierte Mailings als Kampagne abbilden?
Kampagnenmanagement-Tools leisten in der Theorie viel, scheitern im operativen Online-Marketing aber oft schon an einfachen Aufgabenstellungen. Bezogen auf das E‑Mail Marketing mangelt es etwa an Schnittstellen und einheitlichen KPIs. Hier gilt es, frühzeitig die Anforderungen zu formulieren, die für die jeweilige Situation passenden Anbieter zu evaluieren und einheitliche Prozesse und Kennzahlen zu definieren.
Trend 2: Kanalübergreifende Optimierung der Vermarktungsprozesse
Die Optimierung der Permissiongewinnung, der E‑Mail-Werbemittel (Produktinszenierung, Responsive Design, Call to Action, persuasive Kommunikation etc.), der Landing Pages und des Sales-Funnels birgt nach wie vor große Optimierungspotenziale. Häufig lässt sich hier mit einem überschaubaren Aufwand ein signifikantes Umsatzwachstum erzielen.
Für E‑Commerce betreibende Unternehmen stellen beispielsweise Browser Conversion Programme (Trigger Mails, die basierend auf dem Surfverhalten des Kunden ausgesteuert werden) als Ergänzung zu den Mails an Warenkorbabbrechern eine spannende Taktik dar. Einen Schritt weiter gehen Vorhersagemodelle (Predictive Modeling), mit denen beispielsweise die Umwandlungsrate (Test-Account -> Kunde) bei Abo-basierten Geschäftsmodellen erhöht werden kann.
Trend 3: E‑Mail Marketing als Bestandteil einer integrierten Marketingkommunikation
Noch immer mailen viele Unternehmen „einfach mal drauf los“ und betrachten E‑Mail lediglich als reines Vertriebsinstrument. Dabei kann der Kanal so viel mehr leisten – etwa die Kundenbindung intensivieren, die Servicequalität verbessern und Markenwerte transportieren.
Voraussetzungen dafür sind eine integrierte Kommunikation im Sinne eines Cross-Channel Marketing, und durchdachte Ziele, die nicht ausschließlich in Klicks und Conversions gemessen werden.
Das E‑Mail Marketing sollte die Kunden vielmehr langfristig innerhalb der verschiedenen Phasen des Kundenlebenszyklus begleiten und unterstützen. Die zentralen Frage: Wie kann E‑Mail Marketing unser Geschäftsmodell stärken?
Ich freue mich auf spannende Aufgaben, Gespräche und Veranstaltungen in diesem Jahr und schließe mich dem Fazit von T3N an: „Strategy first, Trends later“. Stellen Sie nicht Trends und Buzzwords, sondern Ihre Strategie und die Bedürfnisse Ihrer Kunden in das Zentrum Ihres Handelns.
Welche E‑Mail Marketing Trends werden Ihrer Meinung nach 2015 im Fokus stehen? Ich freue mich auf Ihre Kommentare!
P.S.: Kennen Sie schon unseren monatlichen E‑Mail Marketing Newsletter?
Update (06.03.2016): Und hier sind die Online-Marketing Trends 2016.
Für die Schnitstellen zwischen den verschiedenen Marketing-Systemen wäre neben den einheitlichen KPIs eine Basis-API sehr hilfreich. Hier müssten sich einige Spieler der Branche zusammenfinden und einen kleinsten gemeinsamen Nenner definieren, damit grundlegende Funktionen wie der Austausch von Kundenprofildaten, Zielgruppendefinitionen oder Reaktionsdaten der Empfänger standardisiert sind. Dann könnte schon mal grundsätzlich jeder mit jedem kommunizieren und nur für die Feinheiten wären noch individuelle Anpassungen erforderlich. Aber angesichts der Dynamik in unserer Branche bleibt mein Wunsch vermutlich für immer ein Traum …
Hallo Herr Aschoff,
da haben Sie völlig Recht! In größere Projekten und komplexeren Szenerien wird in Ermangelung solcher Standards ein Großteil des Budgets darauf verwendet die Marketingsysteme überhaupt gemeinsam in den operativen Betrieb zu bekommen. Das Interesse der Hersteller der beteiligten Systeme – und das schließt die meisten EMM Systeme mit ein – an solchen Schnittstellen ist jedoch überschaubar, da die individuelle Implementierung ein erträgliches Geschäft ist.
Es geht auch nicht nur um das Zusammenspiel EMM CRM sondern die Einbettung in alle operativen Onlinemarketingsysteme. Dazu gehören oft Shopsysteme, CMS, Analytics, SEA/Display, Loyaltysysteme, Kassensysteme am PoS etc. Es wäre für die gesamte Branche, insbesondere aber für die Kunden ein großer Schritt nach vorne wenn sich die relevanten Markteilnehmer auf einen Standard einigen könnten – eine Art Bus-System fürs Onlinemarketing. Hier könnten auch Strukturen für logische Fragegestellungen geregelt werden, beispielsweise welches System hast eine Master und welches eine Slave-Rolle oder wie flexibel/autark dürfen die einzelnen Systeme operieren um die kanalspezifischen Rahmenbedingungen optimal zu nutzen.
Letztendlich würde das Einkäufern auch mehr Macht geben und damit Wettbewerb und Innovationen fördern, da es keinen Lock-In Effekt mehr gäbe – ich denke, das hätte die Branche verdient.