Die Datenschutzgrundverordnung sorgt in diesen Wochen für viel Wirbel und Unsicherheit. Sebastian Halm hat sich für iBusiness mit mir darüber unterhalten, welche konkreten Folgen die DSGVO für das Marketing hat:
Nico Zorn beobachtet seit einem knappen Jahr, dass die Unternehmen anfangen, mit geschärftem Blick auf die eigenen Bestandskunden zu schauen — denn auf einmal sind die Kunden, die man schon hat, wertvolle Assets beim Ringen mit den möglichen Auswirkungen der DSGVO: “Auf einmal sind auch die CRM-Budgets da — das Thema hat heute endlich die Aufmerksamkeit des Managements.”
Lange Zeit war das CRM Stiefkind: Zorn hat miterlebt, wie bestehende Mitarbeiter es nebenbei mitpflegen mussten oder ein paar Studenten angeheuert wurden, um Daten einzugeben.
“Doch jetzt ist ein Gesetz da, nach dem man auf Kundenwunsch hin plötzlich Auskunft geben oder Datensätze löschen muss”, sagt Zorn: “Viele Firmen müssten da mit ihren aktuellen CRM-Lösungen jemanden losschicken, der in den Systemuntiefen die einzelnen Daten heraussuchen muss.” Viele Mittelständler haben obendrein selbst zusammengebastelte Lösungen, die weder das Gesetz abbilden können — noch funktionell mit anderen Systemen vernetzt werden können.
Halm schließt seinen Artikel mit dem Fazit, dass wir – bei allem Ärger – der DSGVO auch etwas positives abgewinnen können:
Wenn sich Marken wegen der DSGVO mehr um Bestandskunden kümmern — verdient die Datenschutzverordnung von jedem Onlinemarketing-Verband eine Medaille.
Statt nämlich jedem heißen Trend vom Location-based Couponing über Snapchat bis zum VR-Advertising hinterherzurennen, hätten Marken schon vor Jahren einige Schritte unternehmen sollen, die ihnen nun aufgenötigt werden: Respekt vor der Privatsphäre des Kunden, Bestandskundenpflege, Datenhygiene und Investitionen in ein richtig gutes CRM-System.
Marketingexperten predigen das seit Jahren — und ein ganz klein wenig bewegen sich einige Marken in diese Richtung, seitdem Adwords wegen explodierender CpCs zunehmend zum Luxus wird.
iBusiness: Leben nach der DSGVO: Wieso Marken jetzt auf Lead-Marketing setzen müssen (Paid Content)