Eine hohe Verbreitung, (momentan noch) hohe Aufmerksamkeitswerte und die Möglichkeit eines unmittelbaren Dialogs: WhatsApp hat das Potenzial, sich zu einem interessanten Kommunikationskanal für Unternehmen zu entwickeln. So verwundert es auch nicht, dass sich erste Diensteanbieter auf den Massenversand von WhatsApp Nachrichten spezialisiert haben.
Das WhatsApp Marketing steht allerdings momentan vor einer großen Hürde: WhatsApp beschränkt die Nutzung des Dienstes in seinen AGB auf den nicht kommerziellen Einsatz – eine “Kleinigkeit”, die bei der Diskussion über den Einsatz von WhatsApp im Marketing gerne übersehen wird.
Genau dieser Umstand hat nun dazu geführt, dass einer der größten Dienstanbieter für WhatsApp Marketing in den vergangenen Wochen seinen Service bis auf weiteres eingestellt hat. AllFacebook.de fasst die Misere treffend zusammen (“WhatsApp Marketing am Scheideweg: große Newsportale derzeit offline!”):
Damit dürften einige tausend WhatsApp Abos derzeit nicht mehr beliefert werden. Publishern, die selbst in Vorleistung getreten sind und ihre Dienste mit Mediabudget beworben haben, fehlt nun die Möglichkeit, mit den Abonnenten zu kommunizieren. Für den Nutzer sieht es aus, als wäre der Publisher unzuverlässig.
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Auch wenn andere Diensteanbieter im Moment noch Nachrichten an die WhatsApp-Nutzer ausliefern, werden auch diese mit den immer schärferen WhatsApp-Spamfiltern ihre Probleme bekommen.
Dabei sollte spätestens seit Juli allen Beteiligten klar sein, welche Strategie Facebook mit WhatsApp verfolgt – immerhin hat Mark Zuckerberg die Pläne in einer Telefonkonferenz offen kommuniziert (“Facebook-Chef Zuckerberg: Lockvogeltaktik auch bei Messenger und WhatsApp”):
“Die Strategie die wir bei Messenger und WhatsApp fahren, ist ähnlich, wie wir über den Aufbau unseres Geschäfts bei Facebook und News Feed gedacht haben”, sagte Firmengründer Mark Zuckerberg Mittwochabend (Ortszeit) in einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten. “Wir haben entschieden, dass Werbung und Monetarisierung langfristig besser sind, wenn es eine natürliche Interaktion gibt zwischen den Menschen, die das Produkt nutzen, und Unternehmen.”
“Anstatt uns zuerst auf Werbung zu konzentrieren, haben wir Pages [Facebook-Seiten für Unternehmen, Anmerkung] gemacht, und wir haben sie gratis gemacht”, fuhr Zuckerberg fort, “Damit konnten so viele Unternehmen wie möglich ins Netzwerk kommen.” Als sich alle daran gewöhnt hatten, wurde die Reichweite der auf Facebook eingestellten Mitteilungen nach und nach gedrosselt. Wer heute viele Fans hat und sie alle erreichen will, wird zur Kasse gebeten.
Mittelfristig wird Facebook WhatsApp demnach als – zunächst – kostenlosen Kanal für Unternehmen öffnen (der Facebook Messenger bietet bereits heute entsprechende Funktionen).
Sobald Unternehmen Reichweite auf WhatsApp aufgebaut haben, dürfte Facebook den Schalter umlegen und den Kanal weitgehend kostenpflichtig gestalten. Diese Entwicklung muss freilich kein Problem darstellen – sofern ich die Kanäle richtig priorisiere, die (absehbare) Entwicklung prognostiziere und nicht mit Vollgas in eine strategische Sackgasse fahre (siehe hierzu auch “Facebook: Und plötzlich ist die Reichweite weg”).
Ob es allerdings zum jetzigen Zeitpunkt und unter den oben geschilderten Bedingungen Sinn macht, Reichweite auf WhatsApp aufzubauen, sollte sicherlich sorgfältig geprüft werden.